Viele Ärzte oder Rechtsanwälte wünschen sich, dass ihre Kinder ebenfalls Arzt oder Rechtsanwalt werden. Schauspieler dagegen schlagen die Hände überm Kopf zusammen, wenn ihr Nachwuchs denselben Beruf ergreifen will. Was ist so bedrohlich an dem, was Sie tun?
Jeder Beruf hat seine Härten, aber Schauspieler schneiden sich eine Rolle aus ihrem eigenen Fleisch heraus. Wenn du eine gebrochene, traumatisierte Figur spielst, musst du Tag für Tag extremste Gefühle in dir wachrufen. Wer glaubt, das könne er auch, sollte sich klarmachen, dass manche Szenen 13, 14 Mal gedreht werden. Viel Spaß dabei, 14 Mal hintereinander auf Kommando einen kompletten Nervenzusammenbruch zu spielen.
Welche Rolle hat Sie an Ihre Grenzen gebracht?
Als wir „Casino“ drehten, war ich fünf Monate lang eine doppelzüngige, drogensüchtige Luxusprostituierte, die am Ende an einer Überdosis stirbt. Gedreht wurde meist nachts. Nachdem die letzte Klappe gefallen war, brauchte ich zehn Wochen, um meine Einzelteile wieder zusammenzusetzen. Wer wünscht seinen Kindern einen Beruf, in dem sie jeden Tag auf einem Hochseil ihr Innerstes nach außen kehren sollen? Außerdem respektieren uns die Menschen nicht. Wir Schauspieler gelten als egozentrisch, zickig und neurotisch. Keine Mutter wünscht sich, dass ihr Kind einen von uns heiratet.
Sie beschäftigen heute weder einen Agenten noch einen Manager. Wie kommen Sie an Rollen?
Wer mich erreichen will, weiß, wie das möglich ist. Warum soll ich einen Agenten entscheiden lassen, welche Drehbücher ich zu lesen bekomme und welche nicht. Diese Fremdbestimmung habe ich aus meinem Leben verbannt. Die Zeiten, in denen ich Probeaufnahmen mitgemacht habe, sind ebenfalls vorbei. Ich arbeite nur noch mit Regisseuren, von denen ich weiß, ich bin ihre erste Wahl.
Brennen Sie noch für die Schauspielerei?
Ich fühle mich vor der Kamera wohler als jemals zuvor, weil ich mehr Lebenserfahrung für meine Rollen mitbringe, aber der große Hunger ist vorbei. Ich habe bewiesen, was ich kann und wert bin. Dennoch meinen manche Regisseure und Produzenten, mich wie ein junges Ding behandeln zu können, das unbedingt bei den Cheerleader-Mädchen mitmachen möchte. Diese Leute lernen meine unversöhnliche Seite kennen – was meine Beliebtheit in dieser Stadt nicht gerade steigert.
Dreifache Mutter, Schauspielerin, Spendensammlerin, Werbefigur für Dolce & Gabbana: Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Ich male, lese buddhistische Texte, meditiere, mache Fitnessübungen und schreibe an meinem ersten Roman, der im Milieu organisierter Kriminalität spielt.
Laut Wikipedia hat Richard Gere Sie zur Buddhistin gemacht.
Das ist Bullshit – wie so vieles, was auf Wikipedia steht. Ich habe mit 14 den „Steppenwolf“ von Hermann Hesse verschlungen. Seither lese ich buddhistische Texte. Wahr ist, dass Richard Gere mich dem Dalai Lama vorgestellt hat, als wir 1994 den Film „Begegnungen“ gedreht haben.
Sie leben seit mehr als 20 Jahren ohne festen Partner. In der US-Fernsehsendung „The Drew Barrymore Show“ kommentierten Sie das mit den Sätzen: „Ich habe es satt, Männer zu daten. Sie sind unehrlich, spielen Spielchen und sind meine Zeit nicht wert. Ich ziehe es vor, allein zu sein oder Zeit mit meinen Kindern oder Freunden von mir zu verbringen. Ich habe großartige Männerfreunde, aber wenn es um emotionale Reife in Beziehungen geht, leben Frauen und Männer auf verschiedenen Planeten.“
Gott weiß, dass ich Sex in meinem Leben hatte. Warum sollte ich mich schlecht fühlen, nur weil es keinen Vertreter der Spezies Mann gibt, mit dem ich unter einem Dach zusammenlebe? Ich habe es sogar mit der Dating-App Bumble versucht, aber seien Sie mal auf einer dieser Partnersuche-Plattformen als Sharon Stone unterwegs. Online-Dating führt zu gar nichts, wenn Sie einen berühmten Namen haben. Aber lassen Sie uns bitte das Thema wechseln, bevor ich mich wie bei einer Therapiestunde fühle.