ROADTRIP

Highway to Hawaii 

Einmal im Leben nach Hawaii. Das stand auf der To-do-Liste von ICONs Caroline Börger. Am liebsten im Porsche. Es wurde dann allerdings doch etwas anders als erwartet.

Der Udo-Jürgens-Klassiker „Ich war noch niemals in New York“ swingt durch meinen Kopf, während ich im Flugzeug sitze. Auf dem Weg nach San Francisco. New York kenne ich gut, durch San Francisco ging ich schon oft – nur nie in zerrissenen Jeans. Aber ich war noch niemals auf Hawaii, das Ziel eines Kurztrips Anfang Dezember. Das Kopfkino läuft: Palmen, weiße Strände, tropisches Klima, fröhlich urlaubende Amerikaner, coole Surfer, schräge Hemden und Hulatänzerinnen. Nun – nach weiteren fünf Stunden Flug über den Pazifik und der Landung im vermeintlichen Paradies – versinkt Big Island im Dauerregen. Unwetterwarnung inklusive für die nächsten 48 Stunden. Aloha. Das also ist Hawaii, denke ich und warte auf meinen Koffer. Der wollte anscheinend lieber gar nicht erst mitkommen. 50 Prozent betrage zu dieser Jahreszeit die Regenwahrscheinlichkeit, heißt es. Aber 100 Prozent? Dass der Regenmantel im Koffer und nicht im Handgepäck steckt und erst am Tag der Abreise eintrifft, muss ich nicht erwähnen.

Ich bin zum Porsche-Fahren hier. Ein Erlebnis, das die Stuttgarter „Heritage Experience“ nennen. Ursprünglich mal für China geplant. Fünf historische Modelle aus fünf Jahrzehnten wurden eingeflogen, fünf weitere aktuelle Sportwagen haben die amerikanischen Kollegen auf die Insel verschifft. Fast 800 Kilometer geht es innerhalb von 48 Stunden über die jüngste und größte Insel der hawaiianischen Inselkette. Durch 15 Vegetationszonen. Wenn sich der Nebel mal für kurze Zeit lichtet, sieht man die gewaltige Vegetation: Meilenweit grüne Wiesen wie in Irland folgen auf Vulkangestein in der Inselmitte. Am Horizont lassen sich Strände und Palmen erahnen. Der Volcanoes-Nationalpark ist geschlossen, zu gefährlich. Überall liegen von Sturm und Regen umgerissene Bäume, die Wassermassen scheinen unberechenbar. Ich sitze im ältesten Auto der Flotte, ein 356 Speedster Cabrio, wunderschön bei Sonne.

Sturm, Regen, gewaltige Wolken: So hatte sich die Autorin die Insel nicht vorgestellt. Herkunft und Heute – das älteste Modell der Porsche- Flotte neben dem neuesten.

Es tropft von allen Seiten. Von oben, weil das Dach des Oldtimers von 1956 den Wassermassen nicht gewappnet ist, das dünne Holzlenkrad scheint in meinen Händen wegzuschwimmen. Es regnet auch seitlich rein, die netten Mechaniker des Porsche Museums rieten vor der Abfahrt, das Rollfenster von vornherein herauszunehmen, damit die Frontscheibe während der Fahrt nicht beschlägt. Denn auf die historischen Scheibenwischer ist in diesem Fall kein Verlass. Ich habe ein dickes Handtuch auf den Beinen und ein Plastikcape darüber. Netterweise entleert meine Beifahrerin im Fünf-Minuten-Takt die schweren Pfützen, die sich darauf sammeln. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dieses Museumsauto, das Teil der 700-teiligen Sammlung von Porsche ist und vermutlich ein Vermögen wert, durch den Regen zu manövrieren. Regelmäßig legen wir Stopps ein, tauschen die Autos. Ich wechsle in das lilafarbene 944 Turbo Cabrio, Baujahr 1991. Hier drinnen ist es trocken. Geradezu tropisch warm. Es gibt ein Problem mit der Heizung. Aber nach der Fahrt mit dem roten Flitzer kann ich die Trocknung gut gebrauchen.

Danach geht es in das weiße 911 Turbo Cabrio, das neueste Modell. Voll ausgestattet, hier tropft nichts. Das Auto fährt fast von allein. Das ist entspannend, denn es gibt viel zu sehen. Land, Leute und Kultur. Unser Tourguide ist ein Abkömmling des letzten Königs Kamehameha, an dessen Statue in Kapaau im Nordosten der Insel ich kurz anhalte. Ein Foto muss sein. Der Weg ist das Ziel. Die Autos sind Botschafter. Mit seiner Museumsarbeit bewahrt Porsche die Werte und Tradition des Autobauens. Andererseits sollen die Autos durch die Welt cruisen, um

„eine Brücke ins Morgen zu schlagen, die Porsche-Werte zu erhalten, der jungen Generation ein Verständnis von Herkunft, Handwerk und Kultur mitzugeben“

erklärt Achim Stejksal, Museumsleiter, den Trip. Zugegeben: Im Sinne der Nachhaltigkeit war ich keinesfalls unterwegs. Aber betrachtet man Nachhaltigkeit im Sinne von Schönheit bewahren, dann ist es nachhaltig. Oldtimer, die gehegt und gepflegt nach knapp 70 Jahren immer noch in der Lage sind zu fahren, erzählen eine lange Geschichte. Mein kleiner roter Freund (er hat es gut überstanden) und ich haben jetzt auch eine besondere.