Was stimuliert unsere Glückssinne mehr als die Kombination aus prächtiger Natur, großen Roben und funkelnden Juwelen? Cartier wählte die Kulisse des Comer See aus, um dort die neue High Jewelry Kollektion zu präsentieren
Im Wunderland
Die bewaffneten Securitymänner haben einiges zu tun. Vom Land und vom Wasser aus werden die Schmuckstücke aus der neuen High Jewelry Kollektion von Cartier gesichert. Rund um die Uhr. Man mag nur mutmaßen, wie viele Karat und Millionen Euro sich am Comer See dieser Tage tummeln, schließlich spricht der Traditionsjuwelier weder über Preise noch über potenzielle Kunden. Doch nach der Corona-bedingten Zwangspause hat das französische Schmuckhaus seine kostbaren Preziosen nun wieder ausgestellt.
Die vergangenen zwei Jahre lang arbeitete Jacqueline Karachi, Kreativdirektorin und seit 30 Jahren bei Cartier, mit ihrem Team in Paris an der neuen Kollektion „Sixième Sens“. Eigens für die Präsentation haben die Franzosen die Villa Làrio am Ufer des Comer Sees gemietet und ein Galadinner ausgerichtet. 60 geladene Gäste, die lässige Jazz-Combo im Garten spielt Italo-Klassiker.
„Gerade jetzt brauchen wir Schönheit, Togetherness und die Wiedergeburt – und wo kann man das besser feiern als in Italien, hier am Comer See, dem Zentrum der Renaissance, mitten in dieser unbeschreiblichen Natur?“
sagt Cyrille Vigneron, Präsident und CEO von Cartier International, weshalb die Wahl auf eben diesen Ort fiel. Und nicht auf Paris.
Ausnahmsweise sind nicht die Gäste und Freunde des Hauses wie die Models Bianca Brandolini, Mariacarla Boscono oder die iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani die Hingucker, sondern die Schmuckstücke, die von Models in einer kleinen Modenschau vor funkelnder Seekulisse in der Abenddämmerung vorgeführt wurden. Zwar dürfen die Freundinnen des Hauses alle ein paar Stücke tragen, so auch die deutschen Schauspielerinnen Hannah Herzsprung und Sibel Kekili. Wenn auch nur für einen Abend.
Aber es ist das erste Mal, das Jacqueline Karachi ihre Entwürfe endlich auf der Haut anderer zu sehen bekommt, wie sie am nächsten Tag im Interview erzählt. „Jeder Stein hat eine andere Interaktion mit der Haut, sie verändert seine Farbe“.
Bei dieser Kollektion liegt der Fokus auf den Sinnen. „Sie soll ein neues Level unserer Kreativität darstellen, was fühlen wir als Kreative, wenn wir vor dieser schönen Natur stehen, die alle Sinne anspricht? Es ist eine sensorische Spirale, die unsere emotionale Intelligenz anspricht. Es ist der Ausdruck unserer Emotionen vor dem Hintergrund der Schönheit“ sagt sie, und blickt aus dem Fenster über den See. Darum nannte sie die Kollektion auch „Sixième Sens“, schließlich gäbe es nichts Mysteriöseres als eben diesen.
„Kein Forscher weiß genau, was der sechste Sinn ist, vielleicht ist es eine Fusion aller fünf anderen Sinne?“, versucht Karachi diese Art von Gefühl zu erklären. Sie wollte die DNA des Hauses mit Experimenten in neuen und optisch illusorischen Techniken verbinden, das vor allem in dem Collier „Merida“ aus Diamanten und Onyx zu sehen ist oder im Ring „Phaan“. Hier verdeckt ein knapp 8,2 Karat großer Rubin einen 4,1-karätigen Diamanten, der unter ihm liegt. Allein, um die Farbe des Rubin zu verstärken, wie Karachi erklärt. „Stellen Sie sich Alice im Wunderland vor, die sich klein macht, in eine andere Welt abtaucht und eine völlig andere Welt entdeckt.“ Darum ging es ihr.
Bis Anfang Juli wird Cartier noch vor Ort sein, nun kommen die Kunden eingeflogen, um die Kollektion zu entdecken. Sammler und Liebhaber des Hauses gleichermaßen. Schließlich ist die High Jewelry nicht nur zum Bestaunen in Vitrinen gemacht. Und Jacqueline Karachi freut sich schon jetzt darauf ihre „Schätze“ bei einem nächsten Galadinner wiederzusehen.