Ein limonengelbes Segeltuch, das aus der Pariser Gobelins-Manufaktur zu gleiten scheint und sich wie vom Winde verweht durch den Innenhof schlängelt, war der Laufsteg für die Hermès-Männerkollektion Sommer 2023 und gleichzeitig der rote Faden zur gezeigten Mode.
Der Tutti-Frutti-Mann
Die Inszenierung von Cyril Teste, enger Mitarbeiter der Kreativdirektorin Véronique Nichanian, nimmt die Formen und Farben vorweg, die sie sich für die nächste Sommersaison ausgedacht hat. Viel geschwungene Linien, die sich in leichten Strickpullovern mit Rollkragen oder in perforierten Lederhemdjacken wiederfinden, in kurzen Shorts mit Gummizug in der Taille. Leichtigkeit und die Synthese von „casual“ und „formal“ bleiben das Thema für den Hermès-Mann: Windjacken, Kapuzenblousons und Parkas aus raschelndem Tech-Canvas, Überhemden aus natürlichem Krepptwill mit „Icônes au carré“-Wappen oder Seepferdchen-Motiven, die sowohl an den Strand als auch ins Büro passen.
Die Farben: Von der Sonne gebleichte Fruchtbonbons wie Melone, Limone, Lavendel oder Kaugummi, die mit kräftigen Sienna-Brauntönen und schaumigen Wasserfarben kombiniert werden.
Bei der Silhouette scheint sie sich an den 1940er Jahren orientiert zu haben. Knöchelumspielte Hosen mit hoher Taille und runder Karottenform zeigt sie zu kurzen, kastigen Blousons, an den Füßen sportliche Neopren-Sandalen und schwarze Jesuslatschen aus Kalbsleder.
Anders als bei manchen anderen Häusern werden hier weniger Genderdebatten mit Mode verstrickt: Bei Hermès wird der Mann nie verkleidet, sondern einfach nur gut gekleidet.