Seit 35 Jahren entwirft Véronique Nichanian die Männermode für Hermès. Ihre Jubiläumskollektion ist eine Ode an den smarten, gepflegten Mann, der alles sein will, aber kein Fashion Victim.

Gediegene Materialien wie Leder, Kaschmir, Wolle, gepaart mit geraden Linien und gedeckten Farben: Bei Hermès wird verlässlich Männermode gezeigt, die wirklich „Prêt-à-porter“ funktioniert und bei der vom Zuschauer keine Abstraktionsleistung abverlangt wird: Zwischen dem, was auf dem Laufsteg gezeigt und dem, was auf der Straße und im Büro tatsächlich getragen wird. Gender- und Politikdebatten werden nicht mit Mode verstrickt, sondern es wird einfach nur schöne, zeitlose Kleidung gemacht; potenzielle Klassiker, in der der Mann auch noch in vielen Jahren eine gute Figur macht.

Das Pariser UNESCO-Gebäude, eingeweiht 1958, war dazu die passende Location: Entworfen wurde der seinerzeit futuristische Y-förmige Bau von den Architekten Marcel Breuer, Pier Luigi Nervi, Antonio Nervi und Bernard Zehrfuss – heute längst ein Klassiker und Baudenkmal der modernen Architektur.
In dem geschwungenen, sonnendurchfluteten Foyer defilierten sanfte Nuancen der Farbklassiker für den nächsten Herbst: Kaffeebraun, Karamell, Kamel, Nebelgrau, Aquarium, Marine, Holzkohle, Elfenbein, Schwarz.












Kurze, kastig geschnittene Blousons, ganz aus Leder oder gemixt mit Woll-Partien, mit oder ohne abnehmbare, sportliche Kapuze, wechseln sich ab mit klassischen Dufflecoat-Mänteln aus Leder und Shearling-Lammfell und an englische Schneidertradition erinnernde Gehröcke und Mäntel. Ein doppelreihiger Marine-Caban in klassischem Kamelton mit kaffeebraunem Leder am Ärmelbund. Strickpullover mit floralen und folkloristischen Motiven oder Hemden mit hochgeschlossenem Kragen. Die Hosen sind schmal, ohne slim zu sein: An den Oberschenkeln etwas weiter und zu den Waden verjüngend. Oder sie sind taillenhoch und weit fallend, wie sie in den 1940er Jahren getragen wurden.
Was als Pointe neu hinzukommt, ist das Styling: Das Hermès-Carré wird nun auch überzeugend als passendes Männer-Accessoire eingeführt, ebenso der Chaîne d’ancre-Schmuck: Kaum ein Model, das nicht üppig mit Geschmeide ausgestattet über den Laufsteg lief. Das Gebot des Genderfluiden, das große Trendthema der ganzen Pariser Fashion Week, zeigt sich bei Hermès vor allem in den Accessoires
