Die Entstehungsgeschichte von Gucci wurde in den vergangenen Monaten besonders häufig besprochen – schließlich wird sie derzeit verfilmt, mit Lady Gaga und Adam Driver in den Hauptrollen. Paparazzi-Fotos der Dreharbeiten wurden tausendfach im Internet geteilt, ein Zeichen dafür, wie groß das Interesse ist. Gucci weiß das für sich zu nutzen. Das Haus feiert Jubiläum und hat nun seine erste Kollektion im 100. Geburtstagsjahr vorgeführt. Der Film dazu – Titel “Gucci Aria” – beginnt vor einem Nachtclub namens “Savoy”, eine Hommage an das Londoner Luxushotel, in dem der junge Guccio Gucci als Liftboy arbeitete.
Vom Liftboy zu Balenciaga
Die Zeit dort weckte sein Interesse für die edlen Reisewaren und Koffer, mit denen die Kundschaft eincheckte und legte das Fundament für das Leder-Business, aus dem später eine globale Megamarke entstehen sollte. Der Gedanke an dieses Erbe scheint durch viele Entwürfe hindurch, und doch macht Michele klar, dass die Vergangenheit als Werkzeug dient, um Zukunft zu gestalten.
“Diesen Geburtstag zu feiern bedeutet, dem Mutterleib, aber auch dem werdenden Anderen zu huldigen. Das Vermächtnis, aber auch die Möglichkeit seiner nachträglichen Idee.”
So heißt es in den Notizen zur Show. Und die nachträgliche Idee besteht darin, keine Angst vor dem zu haben, dass es bereits gibt, vor den “Diebstählen”, wie Michele sagt. In dieser Kollektion feiert eine Kooperation mit Demna Gvasalia von Balenciaga ihr Debüt. Zudem gibt es einige Entwürfe, die deutlich auf die Gucci-Ära unter Tom Ford anspielen. Ein blutroter Samtanzug zum bis zum Bauchnabel aufgeknöpften Hemd, glitzernde Korsagen und Federboas, Peitschen, Spitzenkleider und Paillettenanzüge. Die große Geburtstagsfeier, sie findet auf dem Laufsteg statt, ohne eingeflogene Gäste aber mit Kleidern, die darauf warten, dass das Nachtleben wieder erwacht. Guccis Jubiläumskollektion wirkt nostalgisch und utopisch zugleich. Sie erinnert an das, was war. Und macht Hoffnung auf das, was noch kommt.