Gabrielle Chanel im Palais Galliera Paris. Eine Preview.
Feministin vor ihrer Zeit
Ach, schon wieder Coco? Der geneigte Modekenner könnte meinen, bereits alles über die berühmteste Modeschöpferin Anfang des 20. Jahrhunderts zu wissen. Es gab einen Kinofilm über ihr schillerndes Leben, eine Ausstellung über ihr Parfum Chanel No. 5. Wir wissen, dass sie im Ritz lebte und starb, wie stilvoll sie ihr Atelierappartement in der Rue Cambon einrichtete, dass sie den New Look von Christian Dior als zutiefst antimodern ablehnte – viele dürften mehr Details über ihr Leben kennen als über das ihrer eigenen Großtante.
Umso überraschender ist es nun zu erfahren, dass es in Paris noch nie eine Solo-Ausstellung über die Frau gab, die als Theoretikerin, Geschäftsfrau und Stilistin der Mode den Weg in die Moderne bereitete, wie kaum eine andere.
Das Modemuseum Palais Galliera holt das jetzt endlich nach und würdigt ihr Schaffen genau unter diesen Aspekten. Zwei Jahre war es wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, nun eröffnet es wieder mit Coco Chanel. Die neuen, rund 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche im Untergeschoss wurden übrigens von Chanel finanziert und heißen jetzt Galeries Gabrielle Chanel. Dass die Wiedereröffnung des Museums ausgerechnet mit Chanel beginnt, sei purer Zufall, meint die Miren Arzalluz, Direktorin des Museums. Eine umfassende Ausstellung über Coco sei schon lange geplant gewesen. In den 350 Ausstellungsstücken – Mode und Schmuck – jedenfalls zeigt sich Gabrielle Chanels unverkennbarer Stil, der heute noch so modern wie damals erscheint. Chapeau, Mademoiselle!
„Gabrielle Chanel – Manifeste de Mode“, vom 1. Oktober 2020 bis 14. März 2021, Palais Galliera Paris