Jung, blond, erfolgreich – das Stereotyp will dennoch nicht passen. Die 22-jährige Elle Fanning ist eine der vielseitigsten Schauspielerinnen ihrer Generation.
Elle est belle
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Zunächst wäre da ihr Haar. Und dann noch dieser Teint: Dass Elle Fanning Markenbotschafterin von L’Oréal Paris ist, ist bei erster Begegnung einleuchtend – im wahrsten Sinne des Wortes. Hinter der Milch-und-Honig-Hülle verbirgt sich jedoch Substanz. Die junge Frau, deren schauspielerisches Repertoire vom depressivem Teenager bis zur Zarin Katharina der Großen reicht, ist seit frühster Kindheit eine Hollywood-Größe. Erstaunlich hochgewachsen ist sie auch und mit entsprechendem Selbstbewusstsein ausgestattet. Als sie das Berliner Studio, das in einer Industrie-Remise liegt, betritt, knipst sie auch gleich ihr inneres Licht an. Den Wunsch, einmal in einem Berliner Club zu tanzen, muss sie aus naheliegenden Gründen wohl verschieben. Unübersehbar wäre Fanning jedoch auch in der dunkelsten Spelunke.
ICON: Miss Fanning, die Charaktere und schiere Anzahl Ihrer Filme füllt den Lebenslauf von Kolleginnen, die dreimal so alt sind wie Sie. Wie finden Sie da Zeit für sich selbst?
Die Zeit muss ich mir bewusst nehmen, zuletzt habe ich ein halbes Jahr am Stück gedreht. Andererseits liebe ich es, so beschäftigt zu sein. Mir wird schnell langweilig. Ich habe eine blühende Fantasie, und die muss mit interessanten Rollen genährt werden.
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Während des Shootings gerade haben Sie gesagt, dass Sie sich ganz bei sich fühlen. Warum?
Weil es so leicht, feminin und frisch war. Außerdem ist Pink meine Lieblingsfarbe. Ich bin eher der natürliche Typ, ich mag es nicht, wenn ich zu sehr aufgestylt bin. Deshalb fühlte ich mich gut.
In Ihrer Generation dreht sich vieles um Identitätsfragen. Ihr Job ist ein ständiges Spiel mit Identitäten. Wie wirkt sich das auf Ihre eigene aus?
Auch ich bin damit beschäftigt, herauszufinden, wer ich genau bin. Meine Familie und Freunde haben einen großen Einfluss, letztlich sind es doch die Beziehungen und Verbindungen zu anderen Menschen, die uns prägen.
Stehen Sie Ihrer Familie nahe?
Ja, meine Großmutter, meine Mutter und ich leben alle in einem Haus. Bis vor Kurzem war meine Schwester Dakota auch dort. Wir sind sehr meinungsstarke Frauen. Bei uns ist immer was los.
Mode und Stil sind auch Aspekte von Identität. Welche Phasen haben Sie durchlaufen?
Viele! Ich habe über die Jahre experimentiert, ich liebe Mode. So richtig los ging es mit 13 Jahren, als ich mit Sofia Coppola „Somewhere“ gedreht habe. Sie stellte mich verschiedenen Designern vor, und ich machte daraufhin eine Marc-Jacobs-Kampagne. Die Modewelt mochte meine exzentrische Art, mich anzuziehen. In der Schule kam das nicht gut an.
Elle Fanning
Wieso?
Ich habe es echt versucht mit dem typischen Teenie-Look, mit Skinny Jeans und T-Shirt. Aber das hat nicht funktioniert. Ich liebe Vintage-Kleidung, und ich bin ziemlich groß und trug am liebsten Clogs mit dicken Holzsohlen. Oder Brillen, deren Gläser so dick wie Flaschenböden waren. Die Modewelt liebte mich dafür, und das hat mir Selbstbewusstsein gegeben.
Wo sind Sie stilistisch heute angelangt?
Beim alten Hollywood-Glamour, Roben und Auftritten wie von Grace Kelly. Aber dann liebe ich auch die Einfachheit von The Row. Diesen Menswear-Look von Lauren Hutton bis hin zu Carolyn Bessette-Kennedy. Gucci wiederum betont meine ausgeflippte Seite. Alessandro Michele versteht Charaktere. Als würde man in eine Rolle schlüpfen – sehr cineastisch.
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Ihre Kollegin Emma Watson berichtete in ihrer Rede vor der Uno, dass sie ab 14 Jahren von einigen Medien sexualisiert wurde. Haben Sie ähnliche Erfahrungen ?
Teilweise ja. Dadurch, dass viele meine Arbeit seit Kindestagen verfolgen, haben sie das Gefühl, dass sie mir beim Aufwachsen zugeschaut haben und mich kennen. Und weil sie mich in „Maleficent“ gesehen haben, denken sie, ich wäre diese blonde Prinzessin. Und vielleicht ist das sogar ein Aspekt von mir, aber ich bin so viel mehr.
Das Klischee der tragischen Ex-Kinderschauspielerin haben Sie ebenfalls umschifft.
Ich hatte das Glück, dass ich fortlaufend Drehbücher angeboten bekam, in die ich hineinwachsen konnte. So habe ich immer die gewählt, die ich für mein Alter herausfordernd fand. Wenn ich vor einer Rolle schreckliche Angst habe, dann nehme ich sie in der Regel. Aber man vergisst auch, dass es tatsächlich auch ehemalige Kinderschauspieler gibt, bei denen es super läuft, wie zum Beispiel Scarlett Johansson, Natalie Portman oder Ryan Gosling. Wir sollten uns nicht so sehr auf das Negative konzentrieren.
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