Von wegen die Kabine gibt es nur beim Fußball. Kosmetikexpertin Christiane Lingner erklärt, weshalb Männer jeden Alters gern in ihre kommen.
Der gepflegte Mann
Auch Männern ist der Blick in den Spiegel nicht fremd, ebenso der Wunsch nach ewiger Jugend. Christiane Lingner, seit 30 Jahren Kosmetikerin, beobachtet in ihren drei „Babor“-Instituten in Berlin den steigenden Trend.
Frau Lingner, wie hoch ist der Anteil an männlichen Kunden?
Prozentual immer noch wenig. Hier in Berlin haben wir mit 15 bis 20 Prozent sicherlich mehr Männer im Institut als in ländlicheren Regionen. Aber es werden mehr.
Kommen sie freiwillig?
Nur wenige werden von ihren Frauen geschickt. Der Mann an sich hat verstanden, dass auch er sich pflegen muss.
Verhalten Männer sich anders als Frauen bei Ihnen?
Männer überlassen der Fachkraft gern die Analyse und folgen vertrauensvoll den Empfehlungen. Das ist der große Unterschied. Männer gucken sich nicht jede einzelne Falte an, sondern sagen eher: Meine Haut ist trocken, da müsste ich mal etwas machen.
Was brauchen Männer heutzutage wirklich?
Sie mögen Technik und wollen im Vorfeld wissen, was passiert, was der Effekt für die Haut ist. Sie wollen sichtbare Kosmetik, einen frischen Teint, weniger das Puscheln drum herum wie die Frauen, die Haut soll durchfeuchtet werden, darf aber nicht kleben. Und schnell muss es gehen, unseren Business-Lunch-Termin etwa, ein Kurztreatment für die Mittagspause, lieben Geschäftsmänner. Gern auch in Kombination mit einer Pediküre oder Maniküre.
Was heißt Technik bei Ihnen?
Mit Hightech kann man die Männer immer noch am besten abholen. Zum Beispiel mit dem SkinFusor-Gerät, das vier Schritte beinhaltet. Erst wird die Haut gereinigt, dann wird sie sanft mit einer kleinen Diamantplatte abgetragen und im nächsten Schritt Hyaluron in die Haut eingeschleust. Zum Schluss findet eine kleine Schröpfmassage statt, hier wird die Haut quasi mit Ceramiden versiegelt. Da blinkt und schnurrt was und da haben Männer das Gefühl, dass etwas passiert. Ich habe viele Kunden, die vor der Kamera stehen, und sie lieben Microdermabrasion, ein Powerpeeling mit Mikrokristallen. Das verfeinert das Hautbild und man ist sofort HD- und gesellschaftsfähig. Einige gehen direkt von der Behandlung zum Dreh.
Wie ernst nehmen Männer die Pflege zu Hause?
Wir hatten mit Dr. Babor Pro schon immer eine schöne Unisex-Serie im Programm, die gern von Männern benutzt wurde, da sie ohne Duftstoffe auskommt. Das ist ihnen ganz wichtig. Jetzt gibt es eine neue Männerlinie. Mit maximal vier Produkten ist ein Mann gut bedient.
Vermutlich benutzt der Durchschnitt nicht mal ein Produkt?
Korrekt, der gemeine Mann greift entweder bei seiner Frau in den Tiegel oder besitzt eine Creme. Ich versuche Männern aber immer Folgendes klarzumachen: Frauen altern ab 25, biologisch verändert sich viel, sie setzen sich daher viel früher mit ihrem Alterungsprozess auseinander. Bei Männern startet die Alterung erst viel später, meist sehen sie bis 40 super attraktiv aus. Doch dann bricht der Testosteronspiegel ein. Und spätestens mit 50 wundern sie sich, dass sich die Falten tiefer eingraben. Da hilft nur rechtzeitig gegenancremen.
Welchen Fehler sollte man bei Männern in der Kabine niemals machen?
Zu viel reden. Das will keiner, sie wollen einfach mal abschalten.
Beschäftigen Sie eigentlich auch Kosmetiker?
Ich habe es versucht. Aber nicht mal Männer wollten sich von einem Mann behandeln lassen.