Es fühlt sich an wie im Weltraumbahnhof Cape Canaveral. Die Start-Vorbereitungen laufen. Über Funk kommt die Anweisung, auf „Launch Control“ zu gehen. Es folgen weitere Instruktionen:
SCHNELLE ZEITEN!
„Gehen Sie auf M2“ – Check!
„Anti-Schlupf-Regelung aus“ – Check!
„Motor auf Sport Plus“ – Check!
„Fahrwerk auf Sport Plus“ – Check!
„Lenkung und Bremse auf Sport“ – Check!
Ich sitze im Cockpit des neuen BMW M4 Competition Coupé, Farbe „Sao Paulo Gelb“, fest eingegurtet in einem Carbon-Schalensitz. Am Lenkrad zwei rote Schaltwippen für acht Gänge, auf Screens lese ich Begriffe wie „Track Mode“, „Laptimer“, „Traction Control“ und „Drift Analyser“. Was es doch alles gibt, denke ich mir und bekomme weitere Ansagen. Nun soll der linke Fuß auf die Bremse, okay, der rechte aufs Gaspedal. Durchdrücken, beide, also Vollbremsung und Vollgas gleichzeitig. Bisher kannte ich nur entweder oder. Egal, ich stürze mich beidfüßig ins Abenteuer. Im Display erscheinen jetzt Zahlen. Countdown.
„Launch Control 3, 2, 1“
Fuß von der Bremse und Abflug. Ein Ruck und ich spüre im ganzen Körper, wie mich die 510 PS packen und nach vorn katapultieren.
Es geht so schnell, dass ich fast Sorge habe, nicht alle Körperzellen könnten rechtzeitig mitkommen. Raketenstart mit einem Raketenauto. Von null auf 100 in 3,9 Sekunden.
Dann greifen die Carbon-Bremsscheiben, als hätte jemand Patex auf die Piste gestrichen, ich klebe und staune. Sekundenglück mit Suchtfaktor. Ich will noch mal, bitte noch mal.
Vielleicht vergessen wir es manchmal: Wie ein Rennrad nicht nur für die Fahrt zum Biomarkt gebaut worden ist und man sich mit einem Mountainbike nicht nur einen Bürgersteig, sondern durchaus auch mal einen richtigen Berg hinunterstürzen kann, so sind Sportwagen eben auch Sportwagen.
Beim BMW M4 Competition Coupé (ab 91.000 Euro) ist der Zusatz „Competition“ nicht nur ein Gag der Marketingabteilung, es ist so gemeint. Ein Wagen, der Wettbewerb will. Was die Kundschaft wohl durchaus zu schätzen weiß, wenn sie morgens damit die Kinder zu den Großeltern bringen und nachmittags auf dem Nürburgring oder Hockenheimring die Grenzbereiche austesten kann.
„Einen Sportwagen will man ja nicht nur besitzen, sondern beherrschen“, erklärt mir der Renningenieur.
Wenig später ahne ich, was er damit meint. Es sind die „BMW M Powerdays“, wir sind auf der Rennstrecke der Driving Academy im bayerischen Maisach. Ein Pace-Car kommt vorgefahren. Ich tue das, was ich tun soll: Ich folge ihm. Erst lässig. Dann Tempo 100, 180, 290 Topspeed! Kurve, bremsen, Vollgas. Enge Kurve, schneller raus, beschleunigen, lange Gerade, Vollspeed, bremsen, übersteuern. Zum ersten Mal spüre ich, das Sportwagen auch das Wörtchen „Sport“ beinhaltet. Es kostet Kraft, schnell zu sein.
Die Stimme aus dem Pace-Car verspricht, dass wir jetzt jede Runde einen neuen Rekord aufstellen werden. Fordert mich auf, die Assistenzsysteme abzuschalten. Wie verwöhnt wir doch von den vielen Hilfen sind, die alles so bequem machen, dass wir im Grunde mehr chauffiert werden, als noch selbst zu steuern. Aber das hier ist Fahrspaß pur. Der Lap Timer zeichnet Zeiten und Daten auf. Mein Kopf ist im Rennmodus. Übersteuern, driften. In den Kurven fliegen schon mal rot-weiße Leitkegel, aber der M4 klebt wie ein Magnet.
Mission Control: Schön, die Kontrolle zu haben!
Seinen ersten Autotest machte Tom Junkersdorf vor 25 Jahren in Finnland – tiefer Winter. Er fuhr über einen zugefrorenen See und fragte sich, was wohl passiert, wenn er bei Tempo 160 die Handbremse zieht. Antwort: „Man dreht sich wie ein Mixer bei der Smoothie-Zubereitung.“ Heute interessieren ihn vor allem die Menschen hinter den Autos. „Ich hatte in meiner Karriere das Glück, viele CEOs, Designer und Ingenieure kennenzulernen. Sie steuern uns in die Zukunft – ich steige da gern ein.“ Etwa in dieses neue Auto.