Der RS e-tron GT von Audi ist so etwas wie die Haute Couture der Elektromobilität. Wir erleben einen neuen E-Lifestyle, bei dem das „E“ nicht nur für Elektro steht, sondern für Eleganz und Exklusivität oder Emotion.
Anstand durch Ästhetik

Es ist eine gegenwärtige Frage: Können uns Designer mit ihrer Arbeit verführen, bessere Menschen zu werden? Dass wir uns also für das Gute entscheiden aus dem einfachen Grund: weil das Gute besser aussieht. Dass wir ein Produkt nicht nur deshalb kaufen, weil uns der Verstand sagt, dass es sustainable ist, sondern weil alle Synapsen rufen: „Ja, ich will.“ Dass wir keine Debatten mehr brauchen, um zu überzeugen, warum etwas ökologisch sinnvoll ist, sondern unser Stilempfinden die Antwort gibt – die tief in uns verankerte Sehnsucht nach Schönheit und Vollkommenheit. Quasi Anstand angetrieben durch Ästhetik.
Was passiert beispielsweise, wenn das faszinierendste Fahrzeug auf der Straße ein E-Car ist? Ein Auto, das Zukunft ausstrahlt und das Versprechen gibt, unseren Planeten zu schonen. Ein Auto mit unwiderstehlicher Anziehungskraft. Wer diskutiert dann noch ernsthaft über Diesel oder Benziner?

Design wird zum ökologischen Game-Changer. Wir erleben einen neuen E-Lifestyle, bei dem das „E“ nicht nur für Elektro steht, sondern für Eleganz und Exklusivität oder Emotion. Der neue e-tron GT ist so ein Objekt. Den „Brand Shaper“ nennen sie ihn bei Audi. Designer Marc Lichte hat ihn gezeichnet. Einer der Ersten, der ihn sehen durfte, war Robert Downey Jr., unter anderem Actionheld aus den Marvel-Movies „Avengers“. Einer also, der schon von Berufs wegen mit der Zukunft zu tun hat. Seine Reaktion? Er kniete sich vor den Wagen und küsste die Motorhaube. Oder besser gesagt den Bereich, in dem früher mal Motor und Kühlergrill waren.
Ich knie nicht, sondern steige ein in den neuen RS e-tron GT, 138.200 Euro, 598 PS, Farbe „Taktikgrün“. Und die Taktik geht auf.
Als ich in der Hamburger Hafencity losfahren will, bleiben Fußgänger stehen, machen Videos. „E“ wird zum Eyecatcher.
An der Ampel bemerke ich, dass ich mich aufrechter als sonst in den Sitz lehne. Das Selbstbewusstsein, mit gutem Beispiel voranzufahren. Kein Auspuff, keine Emissionen. Beinahe verächtlich schaue ich auf die Wagen vor mir, aus denen die Rußpartikel bis in die Kofferraumklappe kriechen, und frage mich, warum wir das so lange zugelassen haben. Und der Lärm, überall Motorengeräusche. Ich genieße die eigene Stille. E-Autos flüstern herrlich unaufgeregt. Geräusche machen sie nur, weil sie seit dem 1. Juli 2019 per EU-Verordnung dazu verpflichtet sind, welche zu machen, um Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern zu verhindern. Und so gibt der e-tron GT über Lautsprecher unentwegt sportlichen Fahrsound von sich. Klingt wie eine Flugzeugturbine. Designt wurde diese Tonspur aber weniger aufgeregt – und zwar mithilfe eines Ventilators, der vor ein Metallrohr gehalten wurde. Die neue Mobilität hat ihre eigene Musik. Über das System Drive Select kann der Fahrer den Sound sportlicher oder intensiver einstellen. Auch der Klang eines Autos will heute personalisiert werden.





Der Wow-Effekt: Die Power des E-Lifestyles. Freie Autobahn. Ich gebe – ja, was eigentlich? Gas ist es nicht bei einem 100 Prozent Batterie-getriebenen Fahrzeug. Energie klingt richtiger. Ich gebe also Energie, volle Energie – und muss in dem Moment an Michael J. Fox denken, als er in „Zurück in die Zukunft“ mit seinem DeLorean die Stromleitung berührt und in eine andere Zeit katapultiert wird. Genauso muss er sich gefühlt haben.
Der RS e-tron GT ist schnell wie der Strom, der ihn auflädt. Per „Overboost“ kann er von 598 auf 646 PS erhöhen. Innerhalb von nur 3,3 Sekunden schießt er von null auf 100. Ohne Schaltung – schneller und immer schneller. Ein paar Wimpernschläge und er ist auf 265 km/h. Es ist wie Fliegen von Steckdose zu Steckdose. Und ja, Designer können uns verführen.

Seinen ersten Autotest machte Tom Junkersdorf vor 25 Jahren in Finnland – tiefer Winter. Er fuhr über einen zugefrorenen See und fragte sich, was wohl passiert, wenn er bei Tempo 160 die Handbremse zieht. Antwort: „Man dreht sich wie ein Mixer bei der Smoothie-Zubereitung.“ Heute interessieren ihn vor allem die Menschen hinter den Autos. „Ich hatte in meiner Karriere das Glück, viele CEOs, Designer und Ingenieure kennenzulernen. Sie steuern uns in die Zukunft – ich steige da gern ein.“ Etwa in dieses neue Auto. In 3,3 Sekunden schießt er von null auf 100. Der Aufstieg vom Smoothie-Maker zur E-Rakete ist geglückt.